Tagebuch
Liebstes Tagebuch
Ich war eben wieder auf meiner Lieblingsseite. Du
weißt schon: noyse.netIch finde es rührend. dass es jemanden da draußen gibt,
der mich genauso für unvergleichlich hält, wie ich mich selbst. Ich gebe zu, ein
paar Tränen sind auch geflossen. Mein geliebtes Tagebuch, du fragst dich sicher,
warum ich immer wieder auf diese Seite gehe, wenn ich doch immer danach weinen
muss. Dabei ist es doch die Antwort ganz einfach:
Es ist diese schlechte Welt! Eine Welt die nicht
erkennt, dass auch ein Wesen meiner Größe Zuspruch und Zuneigung benötigt. Eine
Welt die nicht die wahrhaben will, dass ich dank meiner überragenden Intelligenz
zu höherem auserkoren bin.
Mittwoch zum Beispiel:
Pünktlich wie immer war ich auf meiner
Arbeitsstelle, voller Tatendrang, voller Elan. Bereit die Welt aus den Angeln zu
heben. Gedankenblitze durchzuckten mich förmlich. Revolutionäre Ideen,
spektakuläre Theorien durchfluteten mein Innerstes. Und da wusste ich
plötzlich. Die Weltformel. Sie stand vor meinem geistigen Auge. Klar und
unerbittlich brannte sie sich in mein Unterbewusstsein. Ich musste sie
niederschreiben, und dann würde nichts mehr so sein wie es war. Hunger, Armut,
Kriege, Bro'sis; dass alles wäre vorbei. Die Menschheit könnte sich ganz
dem Fortpflanzungstriebe widmen. Vorsichtig bahnte ich meinen Weg in Richtung
Büro, um mich eines Blattes Papier und eines Stiftes zu bemächtigen, bedacht die
Formel nicht zu verlieren. Die Tür war nur einen Bruchteil eines Meters von mir
entfernt. Ich bräuchte nur den Arm auszustrecken und alles Übel dieser Welt wäre
Vergangenheit. Ich glaubte schon zu spüren wie die Last dieser unserer Welt, die
zeitlebens auf mir lastete, zu schwinden anfing. Da dröhnte des Belzebub's
Stimme:
"Ach da ist ja der Herr Praktikant. Keine Arbeit?
Nehmen sie sich mal einen Lappen und Sidolin und polieren sie die Vitrinen."
Sofort wurde alles schwarz. Die Formel: verloren.
Ich wollte sie fassen, versuchte mich zu erinnern. Doch es ward Leere. Der
Belzebub, in Gestalt meines Abteilungsleiters griente nur. Ich wollte rufen 'Nun
sind wir alle verloren und es ist Ihre Schuld'. Doch er verspottete mich in dem
er rief:
"Ja haben sie irgendwas nicht verstanden? Lappen
und Sidolin und an die Vitrinen, und wenn's geht heute noch"
Jetzt mein liebes Tagebuch verstehst du wohl. Nur
ein schmökern in diesen Seiten von noyse.netgab mir die Hoffnung wieder zurück.
Verhinderte das ich mich vor Gram in Antimaterie auflöste und in ein schwarzes Loch
hier in Oberschöneweide verwandelte. Dieser tolle Autor dieser Seiten, gab mir
mein Wissen über meiner selbst zurück. Vielleicht treffe ich ihn einmal. Ich
würde ihm sogar gestatten mich anzusehen und vielleicht, ja ganz sicher sogar:
ich würde ihn segnen. Doch nun muss ich enden mein ein und alles, mein Tagebuch.
Ich bin erschöpft, müde. Morgen erzähle ich dir wieder etwas.
Einen Dicken Kuss Dein Noyse
[nach
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